Nicht nur die Wirtschaft leidet unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie, auch das Vereinsleben kommt völlig zum Erliegen. Eigentlich wollte der Fußball-Club Neuenburg 1920 im Juni mit einer Festwoche das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen feiern. Vergangene Woche hat der Vorstand nun die Reißleine gezogen.

Neuenburg am Rhein. „Da die Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg bis 15. Juni gilt und alle Veranstaltungen untersagt sind, haben wir schweren Herzens entschieden, die Jubiläumsfeierlichkeiten komplett abzusagen“, erklärt der Vorsitzende Patric Strub. Er unterstreicht, dass der Verein und seine Mitglieder sämtliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie mittragen.

leichwohl seien die Enttäuschung, der Frust und sogar die Wut bei den Mitgliedern des Organisationskomitees groß, sagt der Vorsitzende. Vor allem Martin Träris, der Chef des Organisationskomitees, sei am Boden zerstört, berichtet Strub. Gut anderthalb Jahre Vorbereitungszeit steckten in der für den 5. bis 13. Juni geplanten Festwoche, deren Höhepunkt der Deutsche Altherren-Supercup (Ü 32) – die inoffizielle Deutsche Meisterschaft – sein sollte.

Insgesamt 40 Teams aus Deutschland plus die Gastgeber hätten am 12. und 13. Juni auf den Fußballplätzen in Neuenburg, Steinenstadt und Zienken gegeneinander antreten sollen, darunter die Alten Herren von namhaften Bundesliga-Vereinen, darunter Hertha BSC Berlin und FC Bayern München. Bis zu 1500 Spieler und Gäste hat der FCN erwartet, für die auch im Vorfeld Hotelzimmer in Neuenburg und Umgebung gesucht wurden. Das Organisationsteam hat insgesamt 1200 Hotelbetten reserviert, unter anderem auch im Elsass.

Der Verein habe mit einem Budget von rund 100 000 Euro kalkuliert, berichtet Strub. Eine Summe im fünfstelligen Bereich inklusive vieler Sachleistungen haben etliche Partner und Sponsoren zugesagt, allerdings vor der Corona-Krise. Die entsprechenden Gegenleistungen kann der Verein nun nicht mehr, beziehungsweise nur noch teilweise erbringen. Die große Festzeitschrift zum 100-jährigen Bestehen, die trotzdem erscheinen wird, bildet die Ausnahme, und einem Teil der Sponsoren kann hier eine Werbemöglichkeit geboten werden.

Nachdem die Absage feststand, habe man in der vergangenen Woche daher zunächst das Gespräch mit vielen Unterstützern gesucht, bevor man mit der Absage an die Öffentlichkeit trat, erklärt Strub. „Oberstes Gebot bei der Entscheidung war, finanziellen Schaden vom Verein abzuwenden“, unterstreicht Strub im Gespräch mit unserer Zeitung. Es gelte, Verträge und Kündigungsfristen einzuhalten. Allein das große Festzelt inklusive Technik hätte für die Festwoche rund 20 000 Euro gekostet. „Wir können nicht riskieren,dass das Zelt am Ende leer steht, weil keine Zuschauer kommen.“ Grund genug, die Reißleine zu ziehen.

Angesichts der unklaren Entwicklung hat sich der Verein entschieden, nicht nur die Festwoche mit AH-Supercup, Familientag, Bubble-Soccer-Turnier für die Neuenburger Fasnachtsvereine, Weinprobe, Rheinwaldlauf und Baden-FM-Powerparty abzusagen, sondern auch die übrigen übers Jahr geplanten Veranstaltungen. Einzig das geplante Festbankett für die Mitglieder will der Verein möglichst bis zum Jahresende nachholen.

„Wir hoffen natürlich, dass die Wirtschaft nicht zu sehr getroffen wird und uns die Sponsoren auch für die Zukunft erhalten bleiben“, sagt Strub. Er verweist auf die Ausgaben für den zweiten Rasenplatz, für den im Rahmen des Jubiläums rund 40 000 Euro aufgewendet wurden. Dieser sei aber eine langfristige Investition für die nächsten zehn bis 20 Jahre.