Tja, liebe Fußballfreunde und Neuenburger Bürger*innen, jetzt geht’s wieder ran. Zwar ruht der Amateursport noch immer (mindestens bis 07. März), doch es wird langsam Zeit, die „digitale“ Narrenverkleidung an den Nagel zu hängen und dafür die „echte“ Sportkleidung aus dem Schrank zu holen. Aber nicht nur anziehen und auf der Couch liegend Fußball oder andere Sportarten im Fernseher anschauen. Nein, richtig mit dem Training beginnen, auch wenn dies vorerst noch nicht auf den Fußballplätzen möglich ist. Doch mit Laufeinheiten auf Feldwegen oder Kraftübungen auf dem Neuenburger Fitness-Parcours im Rheinwald, kann man (die Fußballer) sich für die hoffentlich bald wieder startende Fußballsaison gut vorbereiten. Wir (der FCN) wollen doch gleich von Anfang an den gegnerischen Mannschaften zeigen, was wir erreichen wollen? Nämlich den Wiederaufstieg in die Bezirksliga!

Wie wichtig die körperliche Fitness für einen Fußballer ist, haben die Vereinsführer des FCN schon früh erkannt. Bereits im Jahre 1924 wurde innerhalb des Vereins eine Leichtathletik-Abteilung zur „Leibesertüchtigung“ geplant und ein paar Jahre später auch gegründet. Zu der Zeit wurden bei Fußball-Pokalturnieren zwischen den Spielen verschiedene Leichtathletikwettkämpfe (z.B. Kugelstoßen, 100m, 2000m und „Staffettenläufe“) durchgeführt. Die Spieler und Vereinsmitglieder absolvierten somit nicht nur Fußballspiele, sie kämpften auch ohne Ball für die Ehre des FCN. Besonders bei den Staffettenläufen (Staffelläufe) wurde der eine oder andere Pokal errungen. Laut Bericht vom 10.07.1931 beteiligte sich das Mitglied Franz Fuchs an einem „leichtathletischen Wettkampf“ in Freiburg. Unter „schwerster“ Konkurrenz gelang es ihm in seiner Kategorie drei zweite Preise zu erzielen. Schriftführer Eugen Eckstein schrieb, „ein schöner Erfolg für den Verein, obwohl diese Sportart leider noch nicht von allen Mitgliedern aufgenommen wird“. Immer wieder wurde in den folgenden Jahren den aktiven Mitgliedern des Vereins aufs „Angelegentlichste“ ans Herz gelegt, die betreffenden Übungsabende „regelmäßig“ zu besuchen. Es wurden dazu im Jahr 1932 sogar die benötigten Geräte (?) angeschafft. Zitat aus dem Jahresbericht 1933/34: Leichtathletik gehört genauso wie Fußball zu einem durchtrainierten Körper! Es ist schon interessant, was heute viele Sportwissenschaftler und Videoanalysten beschäftigt, pro Profi-Fußballspiel werden ca. 3,6 Millionen Daten über die Spieler gesammelt und ausgewertet (Anzahl Pässe, gewonnene Zweikämpfe, Torschüsse, Laufstrecke etc.), haben unsere Väter und Großväter schon vor knapp 100 Jahren mit bloßen Augen erkannt. Klasse! Trotzdem wurde der Leichtathletik im Verein wenig Beachtung geschenkt. Ich kann mir gut vorstellen, wenn die Sportler damals eine vergleichbare Sportanlage mit Laufbahn, Weitsprung- und Wurfanlagen zur Verfügung gehabt hätten, so wie es das heutige Rheinwaldstadion hergibt, gäbe es heute noch eine aktive Leichtathletik-Abteilung! Zumindest die weiblichen Vereinsmitglieder waren bis in die 1950er Jahre in der Frauen-Leichtathletik-Abteilung aktiv (laut Mitgliederverzeichnis von 1949 insgesamt 25 Frauen). Bereits im Jahr 1938 wurde eine weitere Sportart in den Fußballclub integriert, es wurde eine Turnabteilung gegründet. Hintergrund, der 1926 gegründete Turn- und Sportverein (heute TV Neuenburg) geriet in den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg in finanzielle Schwierigkeiten und konnte die Belastung für die vereinseigene Turnhalle (rund 7.000 RM) nicht mehr tragen. Es bestand die Gefahr, dass die Halle in Privatbesitz und somit für die Neuenburger Sportbewegung verloren geht. Wieder einmal schien die Vereinskasse des Fußballvereins gut gefüllt zu sein!? In beiderseitigen Versammlungen wurde beschlossen, damalige Vereinsführer waren Karl Gaulrapp (FCN) und Leo Grozinger (TV), dass der FCN die Belastung übernimmt und die Mitglieder des Turn- und Sportvereins dem Fußballclub beitreten. Dies taten sie auch (insgesamt 39 Turner*innen lt. Mitgliederbestand vom 01.07.1938), allerdings nur mit Widerwillen!

Trotzdem wurde beim FCN geturnt. Notiz im Jahresbericht 1938/39: Eine beachtenswerte Leistung vollbringt die übergetretene Frauenturnriege, die ihre „Uebungen“ sehr zufriedenstellend durchführen. Damalige Turnveranstaltungen wurden vom Reichsbund für Leibesübungen durchgeführt. Im August 1938 vertrat ein Mann (leider steht kein Name im Bericht) den Verein bei einem Turn- und Sportfest in „Breslau“ und im Juli 1939 waren in „Mannheim“ zwei Männer am Start. Was für weite Reisen in der damaligen Zeit!

Eine weitere Sportart wurde ebenfalls im Jahre 1938 im Verein integriert. In der Hauptmitgliederversammlung am 03.07.1938 wurde beschlossen, bei der Turnhalle Sommerspielplätze für…Ringtennis… anzulegen!? Wer kennt denn Ringtennis? Ich musste erstmal ins Internet gehen und Nachlesen wie Ringtennis gespielt wird. Über ein Netz muss einhändig ein Tennisring (aus Moosgummi) geworfen und gefangen werden, wenn er auf dem Boden aufkommt, bekommt der Werfer einen Punkt! Ringtennis wird vom Deutschen Turnerbund organisiert (aha), es gibt sogar Deutsche- und Weltmeisterschaften. 

Mit der Neugründung des Fußballvereins nach dem zweiten Weltkrieg im Jahre 1946, damals mit dem Namen Sport-Club Neuenburg (der alte Namen Fußballclub war von der französischen Militärregierung verboten), sollte neben dem Fußballsport als Nebensportarten Leichtathletik und Handball (man glaubt es kaum) betrieben werden. Dass dies ernst gemeint war, kann man daran erkennen, dass Emmy Müller (Orth), damals stellvertretende Schriftführerin, am 19.07.1947 zwei Exemplare mit Handballregeln beim „Deutschen Arbeitsausschuss für Handball“ (Vorläufer des Deutschen Handballbunds) bestellte. Ob allerdings tatsächlich Handballsport beim SCN (FCN) betrieben wurde, ist nicht nachzulesen! Auch die Turnabteilung gehörte noch zum Verein. Im Jahresbericht 1947/48 wird aufgeführt, dass die von der franz. Militärregierung beschlagnahmten Turngeräte (1 Reck und 1 Pferd) zum Betrag von 204 RM zurückgekauft wurden. Es scheint aber kein aktiver Turnsport mehr innerhalb des FCN betrieben worden zu sein, denn die Turngeräte wurden im Laufe des Jahres an die Turnabteilung der Sport-Gemeinschaft Müllheim vertragsmäßig ausgeliehen! Wurden diese schon zurückgegeben?

Spätestens mit dem Aufstieg der Fußballmannschaft im Jahre 1950 in die II.Amateurliga (heute Landesliga, damals die vierthöchste Fußballliga) konzentrierte man sich beim wieder zum FCN umbenannten Verein voll und ganz auf den Fußballsport. Das schöne beim FCN ist, man durfte sich trotzdem zu jeder Zeit mit anderen Sportarten befassen. Seit dem Jahr 1992 gibt es eine „Skifahrer-Gruppe“. Organisiert von Joachim „Tschox“ Trautwein, startete man erstmalig mit einem vollbesetzten Bus (mit Fahrer Wolfgang Meisinger) ins schweizerische Wallis. Bis heute treffen sich jedes Jahr (außer dieses Jahr) bis zu zehn ehemalige Fußballer (allen voran Martin Dischinger, Joachim Trautwein u.a.) zum gemeinsamen FCN-Skiausflug in die Schweiz, nach Österreich oder nach Frankreich. Was mir fehlt ist ein Foto des ersten Skiausflugs mit der gesamten Gruppe. Wer kann mir eins zur Dokumentation zur Verfügung stellen? Bitte melden!

Wie bekannt, fand im Jahre 1995 mit dem Baseballsport eine weitere Sportart beim FCN den Anfang. Viele ehemals aktive Fußballer, wie die Widmann-Buben, Martin Lösch u.a. fanden großen Gefallen an diesem amerikanischen Sport und haben mit dem Atomics-Baseball-Club einen heute in der 2.Bundesliga spielenden Verein aufgebaut. Respekt!

Tja, und auch Rollhockey wurde, wie man auf nachfolgendem Bild sieht, beim FCN gespielt!

Naja, nun sind wir doch noch mal in der Fasnacht gelandet, aber die ist ja auch eine Sportart! Allerdings wurde Rollhockey nur beim Fasnachtsumzug im Jahre 1978 gespielt (Zeitungsausschnitt von Wolfgang Meisinger), es fehlte eindeutig an talentierten Spielern!

Wie man aus dem Bericht entnehmen kann, ist der FCN offen für viele Sportarten. Soweit ich weiß, gibt es auch eine „AH-Kegler-Gruppe“ und eine „AH-Kartenspieler-Gruppe“ ist ebenfalls regelmäßig aktiv. Schade ist nur, dass zurzeit keine Frauen-Fußballmanschaft mehr am Spielbetrieb teilnimmt. Aber das kann sich ja wieder ändern. Schön wäre es!

Apropos schön. Zum Schluss habe ich noch ein Foto mit fünf weiblichen Fußballfans.

Das Foto wurde am 04.08.1957 bei der Fußballplatzeinweihung im Wuhrlochpark gemacht. Marga Weber, Frau des damaligen Vereinsvorsitzenden Rudi Weber, hat das Bild dem FCN im Rahmen einer kleinen Fotoserie zur Verfügung gestellt. Liebe Marga, vielen herzlichen Dank dafür. Einige weitere interessante Bilder siehe nachfolgend.

Die Frage ist nun, wer sind die netten und modisch gekleideten Damen? Bitte gerne bei mir melden. Ich finde, der FCN hatte schon immer die hübschesten weiblichen Fußballfans, aber bei den Fußballmännern!?

So das wars, bleibt jederzeit sportlich. Grüße von Otmar Pfister. Tel. 0160/96852436 oder Mail: otmarpfister@web.de.

Spiel FC Neuenburg I gegen Freiburger FC 1b, Ergebnis: 3:5
Volle Zuschauerränge
Stadtpfarrer Wassmer war von Anfang an dabei