Liebe Fußballfreunde und Neuenburger Bürger*innen, viele Sportvereine, besonders im Fußballsport, werden meistens am sportlichen Niveau und der Ligazugehörigkeit der 1. Mannschaft beurteilt. Diese ist in vielen Fällen das „Zugpferd“ eines Vereins. Das bedeutet, mehr Zuschauer (dadurch größere Einnahmen), mehr Sponsoren (dadurch höhere Werbeeinnahmen durch Bandenwerbung bzw. Anzeigen in der Stadionzeitung) und dazu ist es leichter, Vereinsmitglieder für die Vorstands- und Trainingsarbeit oder als Helfer für Veranstaltungen und sonstige Aktivitäten zu gewinnen. Auch die Nachwuchsarbeit gestaltet sich einfacher, da von sich aus viele Kinder und Jugendliche in die Jugendmannschaften strömen, man will doch später mal in der 1. Mannschaft kicken!

Fast fünf Jahrzehnte (seit 1950) profitierte der Fußballclub Neuenburg von diesem „Erfolgsprinzip“. Noch in der Saison 1995/96 verschwendete man im Verein keine Gedanken, dass das in der vorletzten Ausgabe beschriebene „Modell Neuenburg“ nicht mehr funktionieren könnte. Mit großer Motivation startete der Verein nach der 75-jährigen Jubiläumsfeier in den Fünfjahreszeitraum bis zum Jahrtausendwechsel. Immer noch stand ein großer und qualitativ hochwertiger Spielerkader für die 1. Mannschaft zur Verfügung.

Stehend von links: Physio Andreas Scheer, Betreuer „Geier“ Hans-Jürgen Wolf, Marco Gelormini, Jürgen Schäfer, Rainer Halemba, Armin Lais, Christian Gebhart, Daniel Hug, Harald Vogel, Andreas Hess, Martin Escher, Trainer Gert Gutwein, Vorstand Helmut Reichert, Co-Trainer Joachim Trautwein; sitzend von links: Michael Fuchs, Carmine Petraglia, Frank Reichert, Christian Tenckhoff, Gerd Grozinger, Patrick Renkert, Stefan Leibe, Harald Wetzel.

Manchmal kann man jedoch nicht erklären, was die Gründe für einen sportlichen Niedergang sind. War es ein Trainerwechsel, stimmte die „Chemie“ innerhalb der Mannschaft nicht mehr, fehlte die Unterstützung der Vorstandschaft oder waren es kritische Bemerkungen einiger unzufriedener Fans!? Tatsache war, beim FCN konnten die guten Ergebnisse der Vorjahre nicht mehr erzielt werden (siehe nachfolgende Tabellenplätze).

Saison 1995/96 –Landesliga– Tabellenplatz 8, noch alles im grünen Bereich.

Saison 1996/97 –Landesliga– Tabellenplatz 14, knapp dem Abstieg entronnen.

Saison 1997/98 –Landesliga– Tabellenplatz 16, Abstieg in die Bezirksliga.

Saison 1998/99 –Bezirksliga– Tabellenplatz 3, Wiederaufstieg knapp verpasst.

Saison 1999/2000 –Bezirksliga– Tabellenplatz 8, Tendenz zeigte weiter nach unten.

Damit war es passiert! Nach dem Abstieg im Jahr 1998 spielte der Verein im Jahr 2000 nicht mehr in der Landesliga, sondern „nur“ noch in der Bezirksliga. Eine große Silvester- und Jahresfeier fand nicht statt und wie ihr wisst (ich hatte bereits darüber berichtet), war es noch nicht das Ende des Abwärtstrends. Zur Erinnerung, in der Saison 2000/01 folgte der Abstieg in die Kreisliga A, in der Saison 2002/03 dann der Abstieg in die Kreisliga B. Tiefer ging‘s nimmer!

Es wäre allerdings falsch, einen Sportverein wie den Fußballclub Neuenburg nur an der Leistung der 1. Mannschaft zu messen. Für 500 Mitglieder, darunter ca. 150 Jugendliche, galt es, ordentliche Sportplätze herzurichten und instand zu halten, sämtlichen Fußballern, ob in der AH (Alte Herren) oder ab der F-Jugend (6-8-Jährige), ein Spielen und Trainieren in einer sozial wichtigen Gemeinschaft zu ermöglichen. Und das tat der FCN, was er in nun 100+1 Jahren immer getan hat, auch wenn das vermeintliche „Zugpferd“ zu Beginn des neuen Jahrtausends etwas lahmte.

So gibt es auch aus der Saison 1999/2000 etwas sehr Positives zu berichten. In der Jugendabteilung wurden insgesamt 12 Mannschaften von der F- bis zur A-Jugend betreut. Dies bedeutete, mindestens 25 Trainer und Betreuer kümmerten sich zwei- bis dreimal pro Woche um ca. 120 Nachwuchsfußballer. Man kann die Leistungen dieser Personen nicht hoch genug anerkennen und für den FCN war/ist (wie auch für jeden anderen Verein) diese ehrenamtliche Tätigkeit überlebenswichtig! Dafür Ihnen allen im Namen des FCN ein herzliches Dankeschön.

Nachfolgend ein Mannschaftsfoto der damaligen A-Jugend.

Stehend von links: Daniel Fuchs, Patrick Dösserich, Jörg Lindemer, Christian Burzan, Björn Lehmann, Georg Behringer, Marco Schelb, Christian Bresch, Trainer Otmar Pfister; kniend von links: Thomas Edelmann, Simon Pfister, Steffen Jaeckel, Raphael Merkel, David Schwald, Gökhan Yerli, Marc Dischinger, Mustafa Mesken; auf dem Foto fehlen: Witali Miller, Markus Göcke, Oskar Hartmann, Alexander Refler, Stephan Leinfelder, Slawa Friesen.

Am Beispiel dieser Mannschaft kann man die Wichtigkeit der Jugendarbeit erkennen. Nicht unbedingt auf sportlicher Ebene, leider konnten auch sie im späteren Aktivbereich den vorübergehenden sportlichen Abwärtstrend nicht verhindern. Ich meine eher das allgemeine „Vereinsleben“, an dem sich diese Jungs seit 20 Jahren aktiv beteiligen. Sei es beim Nepomukfest, beim Fasnachtsumzug, bei den Jahresfeiern, oder bei Arbeiten auf dem Stadiongelände, immer sind sie dabei. Auch in der AH-Mannschaft sind sie aktiv und, was mich persönlich besonders freut, einige von ihnen übernehmen heute in der Vorstandschaft Verantwortung im Verein. Klasse Jungs…es war aber auch eine schöne A-Jugendzeit! Hier einige Fotodokumente.

A-Jugend beim Fußball-Länderspiel Spanien-Deutschland auf Mallorca
Playa de Palma war in Neuenburger Hand
Zeltlager beim A-Jugend Pfingstturnier in Uissigheim (Tauberbischofsheim)
eine tolle Aktion der A-Jugend
viele Sponsoren unterstützten die A-Jugend

Tja, so langsam kommen wir an das Ende der 100-jährigen FCN-Geschichte. Mal schauen, was es von den letzten 20 Jahre noch zu berichten gibt. Bleibt oder werdet gesund. Mit sportlichen Grüßen. Otmar Pfister. Tel. 0160/96852436, Mail: otmarpfister@web.de