Liebe Fußballfreunde und Neuenburger Bürger*innen, 30 Jahre ununterbrochen in der II. Amateurliga (Landesliga), dann innerhalb sieben Jahren je zweimal Ab- und Aufsteigen, das können nicht viele Fußballvereine in Südbaden vorweisen. Aber das macht(e) den FCN so einzigartig! Und langweilig war es im Verein schon gar nicht!!

In der ersten Saison nach dem Landesliga-Wiederaufstieg stellte die 1. Mannschaft des FCN 1988 mit dem 4. Tabellenplatz das bis dahin beste Ergebnis in der Vereinsgeschichte ein, wie zuvor nur in den Jahren 1955 und 1973 erreicht. Die Amerikareise war der Lohn dafür! In der Saison 1988/89 lief es zwar in der Runde nicht ganz so gut (9. Tabellenplatz), doch im Südbadischen Vereinspokal eilte man gegen z.T. höherklassig spielende Vereine von Sieg zu Sieg. Hier die Ergebnisse:

FCN – Bahlinger SC (damals Verbandsliga, heute Regionalliga) – Ergebnis 5:4 n.Verl.

FCN – FV Lörrach (damals Landesliga, heute Oberliga) – 3:1

FCN – Spfr.DJK Freiburg (damals Verbandsliga, heute Bezirksliga) – 1:1 n.Verl., FCN als niederklassiger Verein weiter

Stadelhofen (damals und heute Landesliga, Staffel 1) – FCN – 2:3 n.Verl.

Das Viertelfinale war erreicht, mancher Fan träumte schon vom Finale und von einem Spiel in der DFB-Pokalrunde gegen einen Bundesligisten! Doch der nächste Gegner war zu stark.

FCN – SC Pfullendorf (damals Oberliga, heute Verbandsliga) – 1:5. Aus dem Traum!

Übrigens, der SC Pfullendorf wurde Pokalsieger und bekam in der 1. Runde des DFB-Pokals den MSV Duisburg (damals 2. Bundesliga) zugelost und verlor vor 1.600 Zuschauern mit 0:2. Ich glaube, da hätten wir gute Chancen auf eine Sensation gehabt!?

Nachfolgend der große Spielerkader, gespickt mit vielen nachrückenden Jugendspielern, welcher in den Jahren 1989/90 den Neuenburger Fans so viel Freude bereitete.

Stehend von links: Trainer Günter Haag, Spielausschuss Peter Mayer, Marco Reimann, Rafael Garcia, Joachim Holzer, Frank Wachenheim, Martin Träris, Frank Reichert, Harald Wetzel, Christoph Bauer, Masseur Joachim Leible, Horst Buchholz; kniend von links: Martin Escher, Alexander Wetzel, Thierry Tkaczuk, Alexander Träris, Gerd Grozinger, Joachim Joos, Michael Laufs, Bernd Grether, Jürgen Schäfer, Otmar Pfister. Zum Einsatz kamen auch: Thomas Schäfer, Arno Schaub, Andreas Träris, Michael Fuchs, Samil Özem, Martin Klucker, Oliver Schreiber, Andreas Mayer, Sven Renders. Die Saison 1989/90 war für den FCN ein außergewöhnliches Spieljahr. Zur Halbzeit feierte die Mannschaft die Vize-Herbstmeisterschaft, mit klarer Tendenz nach oben. Auch die ersten Spiele in der Rückrunde wurden erfolgreich absolviert. Ein nächster Sieg in Laufenburg, man wäre Tabellenführer gewesen! Doch leider zeigte sich in diesem Spiel, dass mancher „Dickkopf“ doch nicht so stabil ist. Ich kommentiere nun als Sportreporter: „Neuenburgs Libero Pfister musste nach einem folgenschweren Zusammenprall mit Kopfverletzungen im Rettungshubschrauber abtransportiert werden“.  Alle waren geschockt, Spieler, Fans, der gesamte Verein. PS: Wenn ich daran zurückdenke, tut mir der Kopf heute noch weh.

Trotzdem behauptete die junge Mannschaft bis zur Winterpause den 2. Tabellenplatz. Kurz danach gab es folgende Schlagzeilen in der regionalen Presse: „Fall Neuenburg, dem FCN drohen Wiederholungs-Spiele“ oder „der FC Neuenburg am Ende, 15 Punkte werden abgezogen“. Selbst die Bild-Zeitung berichtete, „der FC Neuenburg muss es büßen, der Verband pennte“!

Was war geschehen? Zu Saisonbeginn wechselte der Spieler Thierry Tkaczuk von Red Star Mulhouse zum FCN. Der Verein beantragte und bekam den Spielerausweis, nachdem vom französischen und deutschen Fußballbund das „ok“ kam. Erst Monate später kam aus Frankreich ein Einspruch, da der Spieler aus der Jugendzeit noch gesperrt war. Somit wurde die Spielerlaubnis nachträglich für ungültig erklärt und alle bis dahin vom FCN gewonnenen Spiele, in denen Thierry mitgespielt hatte, als verloren gewertet. Das waren praktisch alle! Somit stand der FCN plötzlich abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz und hatte sportlich keine Chance mehr auf den Klassenerhalt. Alle fragten sich…

Aber der FCN ließ sich wieder mal nicht unterkriegen. Die Vereinsverantwortlichen legten Klage ein, da es ja ein „Fehler“ vom Fußballverband war. Einige Gerichtsverhandlungen folgten und mehrere Urteile wurden ausgesprochen und aufgehoben. In ganz Deutschland verfolgte man den „Fall Neuenburg“. Dann kam sie, die alles entscheidende Verhandlung vor dem Landgericht Freiburg am 21.03.1990. Der Gerichtssaal war bis auf den letzten Publikumsplatz besetzt. Alles Neuenburger, die dem Verein die moralische Unterstützung gaben. Der Richter hatte eigentlich keine andere Wahl, trotz heftiger Gegenwehr des Fußballverbandes, der keine Schuld zugeben wollte. Der FCN wurde freigesprochen, alle gewonnenen Spiele kamen wieder in die Wertung. Fußball-Deutschland konnte aufatmen. Einziger Wehrmutstropfen, vier Pluspunkte wurden sozusagen als Vergleichsangebot am Saisonende abgezogen. Damit war die Abstiegsgefahr gebannt, doch die in der Saison berechtigten Aufstiegshoffnungen waren zunichte!

Nachfolgend einige Zeitungsberichte zum „Fall Neuenburg“.

Trotz dieser Hindernisse landete die 1. Mannschaft auf einem guten 8. Tabellenplatz. Ohne den Punkteabzug wäre es Platz 5 gewesen. Vielleicht wäre sogar mehr drin gewesen, das Potenzial in der Mannschaft war auf jeden Fall vorhanden. Noch aber kam der FCN nicht zur Ruhe. Es stand die große Jubiläumsfeier zum 70-jährigen Vereinsbestehen an. Über den Ablauf und das volle Rheinwaldstadion beim Uwe-Seeler-Spiel (6.000 Zuschauer) hatte ich schon berichtet. Rückblickend kann man aus Sicht des Fußballvereins Neuenburg festhalten, es war eine schwierige und anstrengende, aber auch sehr erfolgreiche Zeit.

Wie es danach weiterging, Abwarten und Abstand halten. Mit sportlichen Grüßen. Otmar Pfister. Tel. 0160/96852436, Mail: otmarpfister@web.de