Liebe Neuenburger Fußballfreunde, ich bin mir ziemlich sicher, dass es deutschlandweit wenige Amateurvereine gibt, die in ihrer 100-jährigen Geschichte an fünf verschiedenen Standorten Fußball gespielt haben. Das Besondere dabei ist die Entwicklung vom einfachen Fußballfeld bis hin zum heutigen Rheinwaldstadion mit zwei Rasenplätzen und einem Kunstrasenplatz. Alle Bundesligatauglich…mindestens aber Landes- oder Verbandsliga!
Im folgenden Neuenburger Stadtplan sind die einzelnen Standorte markiert. Hinter jedem steckt eine Geschichte, in der vor allem die Einsatzbereitschaft und Kameradschaft der Fußballer, aber auch die Hilfe der gesamten Neuenburger Bevölkerung im wahrsten Sinne des Wortes Berge versetzen, Löcher auffüllen und Gelände einebnen ließ. Zudem unterstützte die frühere Gemeinde- und heutige Stadtverwaltung von Neuenburg zu jeder Zeit die Pläne des Fußballclubs, in dem sie je nach Möglichkeiten Flächen zur Anfertigung und Nutzung der Fußballplätze zur Verfügung stellte. Dafür an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön des FCN an die jeweiligen Bürgermeister und Gemeinde- bzw. Stadträte.
1. Standort – 1920-1923. Wie Vereinsgründer Franz Müller niederschrieb, durfte der FCN nach seiner Gründung 1920 die anfänglichen Spiele auf einer im 1. Weltkrieg als Exerzierplatz genutzten Fläche ausführen. Wie in einem Zeitungsbericht vom 07.Mai 1920 zu lesen ist, sollten da eigentlich Schafe weiden, doch die Neuenburger Gründungsfußballer nutzten die Gelegenheit und stellten schnell ein provisorisches Fußballfeld mit Bohnenstangen als Torpfosten her. Dieser Platz lag nördlich weit außerhalb des Ortskerns im heutigen Stadtteil Rohrkopf und war, wie Stadtchronist Winfried Studer erzählte, bis ca. 1910 eine Pferderennbahn auf der die „Badenweiler Rennen“ stattfanden. Als Fußballplatz war der Standort jedoch auf Dauer keine geeignete Lösung.
2. Standort – 1923-1939. Folglich ging Franz Müller im Jahr 1923 aufs Rathaus zum Herrn Bürgermeister Boll und schlug als neuen Standort den im Tiefgestade liegenden „Sauplatz“ vor, auf dem sich Schweine im Schlamm suhlten und Ziegen und Gänse weideten. Nachdem der Gemeinderat das OK gab, machten sich die Fußballer daran den Platz trocken zu legen und einzuebnen. Oft bei Mondeshelle bis weit nach Mitternacht. Von einem im Neuenburger Bahnhof haltenden Güterzug, der Richtung Frankreich fuhr, wurde in einer Nacht- und Nebelaktion geeignetes Kantholz abgeladen und auf den Platz zum Herstellen stabiler Tore transportiert. Somit konnte der FCN am offiziellen Spielbetrieb teilnehmen und feierte auf diesem Platz so manche Meisterschaft.
Bis vor kurzem gab es von diesem Platz keine Bilder. Mit Hilfe von Winfried Studer, der aus dem Stadtarchiv eine Neuenburger Luftaufnahme von 1927 zur Verfügung stellte, kann man den rechts neben den Pappeln liegenden Platz, heute der Bereich Colmarer und Ensisheimer Straße im Mühleköpfle Süd, erkennen. Ein tolles Foto!
Kurz vor Abgabe des Beitrags in die Druckerei Primo-Verlag hat mir Volker Schwanzer aus seinem Privatarchiv ein Bild übergeben, das eine Szene aus einem Fußballspiel auf besagtem Fußballplatz zeigt. Es muss um 1930 stattgefunden haben, über den Gegner und Ausgang des Spiels ist leider nichts bekannt. Man sieht jedoch, dass der Fußball schon zu der Zeit viele Zuschauer anlockte. Im Hintergrund sieht man rechts das heute noch stehende Haus der Familie Bächlin am Fuße des Saurains, links die Häuser der Wolfsgrünstraße und oberhalb der Riese erkennt man die Häuserreihe an der heutigen Breisacher Straße. Winfried und Volker, euch vielen Dank für das sensationelle Bildmaterial.
Wie hart umkämpft seinerzeit die Nutzung der Sportanlagen war, geht aus nachfolgendem Schreiben von 1930 des Neuenburger Bürgermeisteramtes, unterschrieben von Herrn Bürgermeister Linsenboll, hervor.
Man kann erahnen, wie hochmotiviert der Fußballclub und der Turnverein Neuenburg schon immer bei der Ausführung ihres Sports waren!
Leider kam es im Jahr 1939 mit Ausbruch des 2. Weltkrieges zum völligen Erliegen jeglicher sportlichen Aktivitäten. Wie und auf welchem Platz es mit dem Fußballsport in Neuenburg nach Kriegsende 1945 weiterging lesen Sie in Teil 2.
Infos zu den Bildern bitte wie immer an Tel. 0160/96852436, Mail: otmarpfister@web.de oder kontakt@fcneuenburg.com oder als Kommentar.
Mit sportlichen Grüßen. Otmar Pfister
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