Liebe Fußballfreunde und Neuenburger Bürger*innen, wie es im Leben ist, wenn die Männer schwächeln, müssen die Frauen „die Kastanien aus dem Feuer holen“. Dies spiegelte sich auch beim FCN wider. Erstmals in der Vereinsgeschichte gab es im Jahr 2006 eine Frauenmannschaft und es entstand daraus eine kleine Erfolgsgeschichte!
Wie fing sie an? Unter der Anleitung des ehemaligen DDR-Oberliga-Spielers Hartmut Staats, trafen sich zahlreiche Mädchen und Frauen zum Training im Neuenburger Rheinwaldstadion. Einige der Fußballerinnen spielten zuvor in umliegenden Vereinen und brachten ihre sportlichen Erfahrungen mit. Zur Saison 2006/07 trat dann eine hochmotivierte Frauenmannschaft für den FCN in der Bezirksliga an.
Aber aller Anfang ist schwer. Trotz der anfänglichen Euphorie waren die ersten Jahre etwas holprig. Nach Platz 9 und 12 (von 12) musste die Mannschaft im Jahr 2008 den Abstieg in die Kreisliga A hinnehmen. Doch die Mädchen und Frauen ließen die Köpfe nicht hängen. Mit intensiver Trainingsarbeit (das Trainerteam hatte sich zwischenzeitlich mit Guido Lemke, Martin Klucker u.a. vergrößert) und einiger weiterer talentierter Zugänge, folgten in den Jahren danach mehr und mehr sportliche Erfolge. Zwei Jahre spielte man in der Kreisliga A, doch einige Achtungserfolge gegen weitaus besser aufgestellte Mannschaften und vor allem die enorme Bereitschaft der Spielerinnen, machte Hoffnung auf einen sportlichen Aufstieg.
Als problematisch stellte sich dann allerdings heraus, dass viele Mädchen nach Abschluss der Schulzeit häufig durch Auslandsreisen und Studienplätzen in ganz Deutschland und Europa der Mannschaft nicht immer zur Verfügung standen. So war das Trainerteam seit Beginn damit beschäftigt, elf einsatzfähige Spielerinnen auf den Platz zu bekommen. Im Jahr 2010 wurde eine Spielgemeinschaft (SG) mit der Steinenstädter Frauenmannschaft gebildet, um mit dem Erhalt eines Frauenteams den zahlreichen Nachwuchsspielerinnen ein vernünftiges Fundament für den Übergang in den aktiven Frauenfußball zu bieten. Nach einer erfahrungsreichen Bezirksligasaison startete man im Folgejahr mit einer reinen FCN-Mannschaft in der Kreisliga B. Und es ging aufwärts.
Saison 2011/12 – Tabellenplatz 2, Aufstieg in die Kreisliga A.
Saison 2012/13 – Tabellenplatz 3, Saison 2013/14 – Tabellenplatz 2, Aufstieg in die Bezirksliga.
Nachfolgendes Foto zeigt den großen Spielerinnen-Kader im Jahr 2012.
Hinten v.l.: Melanie Selz, Sandra Lemke, Lena Schneider, Jasmin Welker, Aline Wagner, Kiara Mertinatsch; Mitte v.l.: Herr und Frau Reger (Gartenbaubetrieb), Maria Nguyen, Helen Grundler, Tamara Thiel, Katja Wynarski, Carolin Maier, Betreuerteam Bernd Lais, Andreas Vogt; Sitzend v.l.: Trainer Guido Lemke, Magdalena Lais, Anne Sommerhalter, Klara Burger, Katharina Lais, Banu Demikersen, Janina Schäfer, Laura Kaufmann, Trainer Martin Klucker.
In den folgenden zwei Jahren behauptete sich das Frauenteam souverän in der Bezirksliga. Besondere Erfolge erzielte man im Bezirkspokal. In den Jahren 2014 und 2015 erreichte man jeweils das Halbfinale, im Jahr 2016 mit einem 1:0 Sieg gegen Obermünstertal vor 250 Zuschauern im Rheinwaldstadion sogar das Pokalfinale. Vor einer mit ca. 800 Zuschauern für Frauenspiele sehr großen Zuschauerkulisse wurde das Team im Endspiel nach einer knappen 0:1 Niederlage gegen PTSV Jahn Freiburg Vize-Pokalsieger. Ein für die Frauenmannschaft des FCN einmaliges Erlebnis!
Zur Saison 2016/17 bildete man (aus Spielerinnenmangel) mit den Spfr. Schliengen eine SG und errang überlegen (18 Siege in 18 Spielen) die Meisterschaft in der Bezirksliga und damit den Aufstieg in die südbadische Landesliga. Was die Männer bis dahin nicht schafften, war für die Frauenmannschaft mit ihrem Trainerteam ein großartiger Erfolg.
Als Aufsteiger erreichte die SG einen sehr guten 10. Tabellenplatz (von 12 Teams), doch danach brach sie auseinander. Die Frauenmannschaft des FCN musste in der Saison 2018/19 einen Neuanfang in der Kreisliga A starten. Und jetzt passierte etwas, was kaum zu glauben ist. Nach einem spannendem Saisonverlauf wurde das Team Kreisligameister. Doch statt dem Aufstieg in die Bezirksliga, folgte aus diversen Gründen (Corona war da noch nicht im Spiel) die Abmeldung der Frauenmannschaft. Wirklich sehr schade, besonders für die bis dahin engagierten Spielerinnen, Trainer und Betreuer. Das heutige Resümee von Guido Lemke, es überwiegen die vielen schönen Momente und sportlichen Erfolge, doch es war für alle bedauerlich. Positiv zu erwähnen ist, dass sich zumindest einige Mitglieder der Frauenmannschaft nicht ganz aus den Augen verloren haben und sich regelmäßig treffen und Kontakte pflegen. Vielleicht wird in naher Zukunft wieder eine FCN-Frauenmannschaft ins Leben gerufen. Es bedarf dann allerdings der Unterstützung des gesamten Vereins bei der Mission „Frauenfußball im Rheinwaldstadion“!
Vielleicht dient folgende Geschichte zur Motivation. Bei einem Hallentraining der 1. Herrenmannschaft im Jahr 1987 waren zwei junge Frauen dabei und zeigten, wie gut sie Fußball spielten. Die eine Fußballerin war die Schwester von Jürgen und Thomas Schäfer, Ulrike (Rigger) Schäfer und die zweite war die junge Martina Voss, die heutige Bundestrainerin der Frauennationalmannschaft. Beide spielten damals bei der TSV Siegen in der Frauenbundesliga und wurden mit dem Frauenteam mehrmals Deutsche Meister und DFB-Pokalsieger. D.h., es gab nicht nur einen Neuenburger (Andy Bornemann), der es in die Bundesliga schaffte, es gab mit Ulrike (Rigger) Schäfer auch eine Neuenburgerin! Wie ich gehört habe, war für sie das DFB-Pokalendspiel 1989 im Berliner Olympiastadion vor 10.000 Zuschauern eines der Highlights ihrer Fußballkarriere.
Das Foto zeigt die Frauen-Bundesligamannschaft des TSV Siegen im Jahr 1987 (Quelle TSV Siegen).
Ulrike (Rigger) Schäfer kniet in der vorderen Reihe ganz rechts, Martina Voss sieht man in der mittleren Reihe als zweite von links. Liebe Rigger, Gratulation zu deiner tollen Fußballzeit. Es wäre schön, wenn du in nächster Zeit bei einem Interview den fußballbegeisterten Neuenburger Mädels ein paar Tipps geben könntest.
Ich sag’s ja, beim FCN ist immer was los. Im nächsten Bericht geht es wieder um eine Deutsche Fußballmeisterschaft! Bis dahin, bleibt sportlich. Es grüßt, Otmar Pfister. Tel. 0160/96852436, Mail: otmarpfister@web.de