Liebe Fußballfreunde und Neuenburger Bürger*innen, in meinem Bericht Anfang Dezember habe ich sämtliche Vorstände des FCN seit der Gründung im Jahr 1920 aufgeführt und darum gebeten, in den jeweiligen Familien noch vorhandene Bilder und Schriftstücke dokumentieren zu dürfen. Es freut mich sehr, dass mir August (Gusti) Meisinger, Sohn des in der Gründungsversammlung des FCN gewählten ersten Vereinsvorsitzenden Hermann Meisinger, einige Unterlagen von seinem Vater zur Verfügung stellte.

Neben Fußballinitiator Franz Müller (Jahrgang 1899), der den meist jugendlichen Fußballinteressierten das Fußballspielen beibringen musste, war Hermann Meisinger (Jahrgang 1897) der wichtigste Mann im Verein. Zwar spielte er selbst vermutlich keinen Fußball, doch als Landwirt, der nebenbei bei der Deutschen Reichsbahn arbeitete, war er geübt im Schreiben und Rechnen. Dadurch war er bestens geeignet für das verantwortungsvolle Amt des 1.Vorsitzenden, bei dem er gleichzeitig als Schriftführer und Kassierer tätig war.

Das Foto zeigt Hermann Meisinger ca. im Jahre 1920.

Leider kann Gusti nicht viel über die Vereinstätigkeit seines Vaters erzählen, da dieser bereits im Jahr 1951 verstarb und er erst sechs Jahre alt war. Als einziges schriftliches Dokument ist bei ihm nachfolgende Postkarte vom 15.März 1921 erhalten geblieben, mit der sein Vater beim Fußballverein Haltingen (Gründungsjahr 1920) um ein Wettspiel anfragte. Damit ist diese Postkartenkopie das älteste Schriftstück in der FCN-Chronik.

Ich hoffe man kann den Text auf der Postkarte lesen, es war damals schon ein besonderer Schreibstil. Außerdem musste die Post mit der Zustellung der Karte sehr schnell gewesen sein, immerhin sollte das Spiel bereits am 20.März in Neuenburg stattfinden und die Antwortkarte musste auch noch zugestellt werden!

Allzu lange hatte Hermann Meisinger den Vorstandsposten beim FCN nicht inne. Bereits im Jahr 1924 wird Willi Honnert als 1.Vorsitzender aufgeführt, dazwischen übte Franz Jaeckel dieses Amt für kurze Zeit aus. Ich freue mich aber sehr, dass der Gründungsvorsitzende des Fußballclubs Neuenburg nun ein Gesicht bekommen hat. Und immerhin hat Gusti Meisinger das Fußball-Gen übertragen bekommen. Zwar hatte er durch den frühen Tod seines Vaters eine schwere Kindheit und musste im Alter von 9-12 Jahren als Hirtenbub im Münstertal bei Wind und Wetter Kühe auf die Weide führen und hüten. Doch sein Fußballkönnen als rechter Läufer und später auch als Torwart konnte er danach in der Neuenburger Jugend, sowie im Aktiven Bereich von Neuenburg, Hügelheim und Buggingen zeigen. Lieber Gusti, danke für die die interessanten Informationen und Unterlagen über Deinen Vater. Übrigens, Deine Geschichte als Hirtenbub ist für einen Neuenburger einmalig und sehr lesenswert!

Mit Willi Honnert senior wurde im Jahr 1924 ein weiterer ehrenhafter Mann zum 1.Vorsitzenden des Fußballclubs Neuenburg gewählt. Willi Honnert wurde 1874 in Westfalen geboren und wuchs dort auf. Nach dem Wehrdienst hat er sich dienstverpflichtet, wurde Berufssoldat und war als solcher im damals deutschen Straßburg stationiert. Nach Ablauf seiner Verpflichtung machte er eine Zusatzausbildung zum Zöllner und war danach in dem kleinen Ort Kiffis an der Grenze zwischen dem Elsass und dem Schweizer Jura beim Zoll stationiert. Nach dem verlorenen 1.Weltkrieg musste er als deutscher Zollbeamter das Elsass verlassen und kam so 1919 als Zöllner mit seiner Familie nach Neuenburg. Hier hat er sich in mancherlei Hinsicht engagiert, war im evangelischen Kirchengemeinderat tätig und war Vertrauensmann der Badischen Beamtenbank. Somit war auch er die richtige Respektsperson, um den FCN erfolgreich zu führen, ohne selbst Fußball zu spielen. Dies tat allerdings zu der Zeit sein Sohn Willi Honnert junior (Jahrgang 1908). Unter der Leitung von Willi Honnert senior wurden einige Freundschaftsspiele mit elsässischen Mannschaften vereinbart, z.B. am 24.05.1925 in Riedisheim. Einer vorliegenden Namensliste ist zu entnehmen, dass für insgesamt 25 Personen (darunter drei Frauen) die Genehmigung der französischen Passstelle zur Einreise eingeholt wurde. Die ehemaligen Beziehungen von Willi Honnert nach Frankreich waren dabei sicher von großem Vorteil. Willi Honnert hatte das Amt des 1.Vorsitzenden bis 1928 inne. Abgebildet ist er auf einem Mannschaftsfoto von 1928, stehend mit Anzug und Hut, welches ich von Winfried Studer erhalten habe (siehe Ausgabe 32 im letzten Jahr).

Willi Honnert senior verstarb 1952. Von seinem Enkel Willi Honnert (der Dritte), heute wohnhaft in Tübingen, habe ich diese sehr interessanten Informationen erhalten. Lieber Willi, vielen Dank dafür. Wie ihr lesen könnt, gab und gibt es beim FCN nicht nur um die Fußballmannschaften schöne Geschichten. Auch die jeweilige Vorstandschaft hat einiges zu bieten. Gerne freue ich mich über den Erhalt weiterer Informationen und Bilder früherer Vorstandsmitglieder

In diesem Sinne und mit sportlichen Grüßen, Otmar Pfister. Tel. 0160/96852436 oder Mail: otmarpfister@web.de.