Liebe Fußballfreunde, liebe Neuenburger Bürger*innen, wie ihr in den letzten Wochen lesen und sehen konntet, haben viele Neuenburger Fußballtalente das FCN-Trikot sowohl in der Jugend als auch im Aktiven Bereich erfolgreich getragen. Immer wieder rückten starke Jahrgänge nach, so dass es in den Jahren von 1950-1980 „eigentlich“ kein Thema war, in der II. Amateurliga bestehen zu können. Was auch viele Fußballvereine im Umland neidlos anerkannten, manche aber auch neidvoll betrachteten. Allerdings war es nicht so, dass man das Abstiegsgespenst nicht fürchten musste. In vielen Jahren lag man vor der Winterpause eher in hinteren Tabellenregionen, doch mit viel kämpferischem Einsatz und Siegeswillen (besondere Neuenburger Tugenden!), gehörte der FCN in den Rückrunden regelmäßig zu den stärksten Mannschaften der Liga und platzierte sich meist im gesicherten Mittelfeld. Auf der anderen Seite kam der Verein nie in die „Situation“, den Aufstieg in die I. Amateurliga (heute Verbandsliga) anzuvisieren. Die besten Platzierungen erreichte der FCN in den Spielzeiten 1954/55 und 1972/73 mit dem jeweiligen 4.Tabellenplatz. Vereine wie Bahlingen (heute Regionalliga), Lörrach (heute Oberliga), Weil, Waldkirch und diverse Freiburger Mannschaften (heute alles Verbandsligisten) hatten immer wieder die Nase vorne. Auch gab es in einigen Jahren heißumkämpfte Lokalderbys gegen Mannschaften aus Müllheim, Kandern und dem Münstertal. Doch konnte sich keiner der Nachbarvereine über eine längere Zeit in der II. Amateurliga halten. Deshalb war der FCN in diesem Zeitraum so einzigartig!

Kleine Korrektur an dieser Stelle. Die in der letzten Ausgabe abgebildete Jugendmannschaft war, nach Rücksprache mit einem damaligen Mitspieler, nicht die B-Jugend von 1969 (im Alter von 15-16 Jahren), sondern die A-Jugend von 1970 (Alter von 17-18 Jahren). Hatte doch gleich gedacht, die Jungs sehen schon sehr erwachsen aus!

Auf nachfolgendem Foto ist nun die A-Jugendmannschaft des Jahres 1974 (Meister der Kreisstaffel) abgebildet. Jugendleiter und Trainer Lothar Reimann schaffte es mit Bravour, innerhalb von vier Jahren wiederum eine starke Nachwuchsmannschaft aufzubauen.

Stehend v.l.: Rainer Fuchs, Felix Merkel, Manfred Eble, Alexander Morath, Joachim Landbrecht, Otmar Pfister, Norbert Wettengel, Günter Rodewald, Volker Schmidt, Walter Dößerich, Trainer Lothar Reimann; kniend v.l.: Max Kotz, Eberhard Watter, Hubert Hugenschmidt, Heinz Kähni, Gerhard Brenner.

Einige der abgebildeten Spieler konnten in den folgenden Jahren in die 1.Mannschaft integriert werden. Im gesamten Verein war man sich bewusst, ohne eine gute Jugendarbeit würde es schwer werden, das hohe Leistungsniveau für die Amateurliga zu halten. Sicher war es zu der Zeit etwas leichter, die Jugend langfristig für „eine“ Sache zu begeistern. Heute ist das Sport- und Freizeitangebot sehr vielfältiger und Vereins- oder Sportartenwechsel sind bei den Jugendlichen trotz viel Engagement leider nicht zu verhindern. Aber auch damals schon musste man die Jungs motivieren, um sie bei der Stange zu halten. Oft waren es Ausflüge in den Schwarzwald oder zu Fußballturnieren im südbadischen oder badischen Raum. Ein absoluter Höhepunkt für die Jugendspieler war allerdings eine von Lothar Reimann und dem damaligen Vorstand Hans Butz organisierte achttägige Reise nach Wien!!! Mit einem internationalen Fußballspiel! Für die jungen Spieler ein einmaliges Erlebnis, dass sicherlich viele bis heute noch in guter Erinnerung haben. Dafür, lieber Lothar, nochmals vielen herzlichen Dank. Nachfolgend ein Foto der gesamten Reisegesellschaft. Schaut mal, wer alles dabei war.

A-Jugend Ausflug nach Wien 1973

In der Saison 1977/78 hatte der FCN einen Spielerkader, verstärkt durch einige gute Fußballer aus dem Umland, dem man zu Rundenbeginn einen Platz im oberen Tabellendrittel zutraute.

Die Namen stehend von links: Bruno Kotz, Wolfgang Meisinger, Bernd Lehmann, Joachim Trautwein, Otmar Pfister, Erhard Fräulin (Bad Bellingen) Günter Ehret (Auggen); kniend von links: Norbert Wettengel, Eberhard Watter, Wolfgang Schwald, Walter (Poldi) Grießhaber (Auggen), Hardy Kraus, Henry Seher (Müllheim), Roland Kirner.

Nachfolgend ein Mannschaftsbild mit Trainer Heinz Sartor (rechts).

Die Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen Talenten stimmte, und mit Heinz Sartor war ein Trainer mit „Bundesliga-Lizenz“ im Einsatz. Upps, ich war ja auch dabei 😉. Da muss ich doch grad aus der Kabine plaudern.

Für Trainer Sartor, der dem mehrfachen Meistertrainer von Bayern München, Jupp Heynckes, zum Bestehen der Trainerprüfung geholfen hat (wie er uns erzählte), war eine gute Kondition Grundlage für guten Fußball. So ließ er uns unzählige Runden um das Fußballfeld im Wuhrlochpark laufen, manchmal auch sprinten. Stellt euch mal eine Gruppe von 20-30 Läufer vor. Manchen „älteren“ Spielern kam es gelegen, dass die Flutlichter an der westlichen Seite des Platzes meistens nicht funktionierten. So konnten sie im Dunkeln die ein oder andere Runde aussetzen, es fiel ja in der Gruppe nicht auf! Es gab auch immer wieder vereinzelte Ausrufe, „wir sind doch keine Schüelerbüebe“, doch der Trainer ließ sich nicht erbarmen. Ich glaube Bernd und Wolfgang können mehr darüber berichten!

Einige Spieler wie Poldi Grieshaber und Berthold Back (komisch, alles Auggener!) mussten zudem die Trainingseinheiten mit Blei Gewichtsgürtel absolvieren. Dies lag wohl am guten Wein und Essen im Winzerdorf.

Nach dem Training gab es im Clubheim theoretischen Fußballunterricht. Trainer Sartor forderte meist den Poldi auf, schreib doch mal Fußballbegriffe wie Training, Technik oder Kondition an die Kreidetafel (heute geht ja alles digital!). Trotz des Aufschreis, „warum immer ich“, war er in dieser Sache der „Beste“.

Zum Schluss noch eins. Alle die ihn kennen, wissen, der Hardy Kraus war einer der besten und härtesten Verteidiger. Das hatte auch seinen Grund. Während die meisten Spieler mit herunterhängenden Stutzen trainierten und spielten, war der Hardy vor jedem Training und Spiel eine halbe Stunde damit beschäftigt, sich die Schienbeine mit Schoner und Binden zu bandagieren. Da hatten die Gegenspieler (egal ob im Training oder Spiel) schon beim Einlaufen auf das Spielfeld die Hosen voll!

Tja, es war für uns Fußballer eine „harte“, aber auch sehr schöne Zeit. Am Ende der Saison 77/78 wurden wir für unsere Bemühungen mit einem hervorragenden 5. Tabellenplatz belohnt. Grüße an alle ehemaligen Fußballkameraden und Trainer!

Nachfolgend noch ein Foto des großen Spielerkaders der 1. Mannschaft in der Saison 1975/76 mit Trainer Helmut Queder (stehend links).

Leider gab es nach der Saison 1978/79 einen Bruch innerhalb des Vereins und der Mannschaft. Viele Spieler verließen den Verein oder hörten altersbedingt mit dem Fußballspielen auf. Dieses Mal konnten die nachrückenden Jugendspieler den Aderlass nicht kompensieren und so kam, was ganz Neuenburg bedauerte, im Jahr 1980 der Abstieg in die A-Klasse (heute Bezirksliga). Somit endeten die „goldenen“ 30 Jahre für den FCN.

Wie es danach weiterging? Abwarten und Tee trinken, hält gesund! Otmar Pfister, Tel. 0160/96852436, Mail: otmarpfister@web.de.